Demonstration "Köln bleibt sozial!"
von Alex Greiner
Die Stadt Köln droht bei den Kulturpädagogischen Einrichtungen mit Kürzungen in Höhe von bis zu 50% und riskiert damit selbst Millionenverluste -
auch der Kölner Spielecircus ist davon betroffen!
Pressemitteilung der Kooperative Kulturpädagogischer Facheinrichtungen Köln:
Der Haushaltsentwurf sieht zahlreiche Kürzungen im Bereich der Kinder- und Jugendarbeit vor. Besonders stark betroffen sind auch die Kulturpädagogischen Facheinrichtungen. Neben insgesamt 10 Stellen, die wegfallen sollen, werden die Einrichtungen zusätzlich bedroht durch die Kürzung der Integrationsmittel sowie die Streichung des Strukturförderfonds und des Ferienhilfswerkes.
Einzelnen Facheinrichtungen droht durch die Kürzung in Höhe von bis zu 50% der Förderungen das Aus. Doch durch diese Kürzungen gehen der Stadt auch Millionen an Drittmitteln verloren, die bislang durch die geförderten Stellen eingeworben wurden. Besonders stark betroffen von den im Haushaltsentwurf vorgesehenen Kürzungen sind die Kulturpädagogischen Facheinrichtungen, von denen es in ganz Köln gerade mal elf gibt. Eine im Verhältnis kleine Zahl für eine Millionenstadt.
Diese elf Einrichtungen erreichen mit einem enormen Einsatz pro Jahr bis zu 47.000 Kinder und Jugendliche. Somit leisten sie eine bedeutende Arbeit nicht zuletzt in den Bereichen der Demokratie- und Meinungsbildung. Die Einrichtungen können bereits jetzt den Bedarf nicht decken und kämpfen mit steigenden Kosten.
Wegfallen sollen unter anderem insgesamt 10 Stellen.
2020 wurde die Förderung der Kulturpädagogischen Facheinrichtungen um eine halbe Stelle pro Einrichtung aufgestockt. Als Ergebnis stieg die Zahl der erreichten Kinder und Jugendlichen um 50% an — und das trotz Corona! Eine Hauptaufgabe der zusätzlichen Stellen lag in der Akquise von Drittmitteln und in der Koordination damit ermöglichter Zusatzprojekte. Dadurch steigerten diese Zusatzstellen nicht nur die Anzahl der erreichten Kinder und Jugendlichen, sondern auch die der eingeworbenen Drittmittel und der Projekte — und zwar um 70%!
Diese Stellen sollen jetzt gestrichen werden. Darüber hinaus gestrichen werden soll auch der Strukturförderfond, mit dem die Einrichtungen die Kostensteigerungen aufgrund der Tarifsteigerungen mit abfangen konnten. Auch weitere Kürzungen, wie bspw. die Streichung des Ferienhilfswerkes und der Integrationsmitte, treffen die Kulturpädagogischen Einrichtungen. So entstehen bei einzelnen Akteuren Kürzungen in Höhe von bis zu 50% der städtischen Mittel. Das ist existenzgefährdend.
Durch die Kürzung gehen der Stadt Millionen verloren.
Die Stadt würde durch die Streichung der 10 Stellen jährlich 400.000 Euro einsparen: Das entspricht rund 0,1% des erwarteten städtischen Defizits für 2025 — das hilft der Stadt also relativ wenig. Im Gegenteil: Köln verlöre durch diese Streichung jährlich rund anderthalb Millionen Euro – denn diese Summe an Drittmitteln konnten durch diese Stellen alljährlich zusätzlich eingeworben werden. Die Kulturpädagogischen Einrichtungen haben allein 2023 zusätzliche Mittel in Höhe von 3.885.000 Euro eingeworben: Geld, das direkt in die Arbeit mit Kölner Kindern und Jugendlichen fließt – und Geld, von dem ein großer Teil durch die Streichung zukünftig verloren ginge. Erst vor kurzem wurde bekannt, dass das z. B. LATIBUL aus Bundesmitteln 11,6 Millionen Euro Unterstützung für den Bau von einem festen Gebäude erhält. Die Summe könnte die Einrichtung in die Stadt bringen, wenn sie in der Lage bliebe, weiterzuarbeiten.
Die Konsequenz: steigende Radikalisierung unter den Kindern und Jugendlichen.
Die Kürzungen zu spüren bekommen werden in erster Linie Kinder und Jugendliche in benachteiligten Sozialräumen. Es ist kein Zufall, dass gerade in diesen Stadtteilen eine steigende Radikalisierung unter den Jugendlichen zu beobachten ist. Die durch den Wegfall der kulturpädagogischen Projekte entstehenden Lücken für Gemeinschaftsbildung und Repräsentation können von antidemokratischen Kräften schnell gefüllt werden.
Besonders in Zeiten von multiplen Krisen, gesellschaftlicher Entfremdung und Spaltung, in einem transkulturellen Miteinander braucht eine Stadt wie Köln Orte, an denen junge Menschen sich zeigen, ausdrücken und ausprobieren können. Autoritäre Radikalisierungsprozesse sind in erster Linie unter Jugendlichen und unter jungen Männern zwischen 18 und 24 Jahren zu beobachten. Diese Menschen erfahren bereits in jüngeren Jahren Frustration und Einsamkeit und lassen sich somit auch leicht zur Radikalisierung hinziehen.
Soziologen erklären das mit entstehenden Repräsentationslücken: diese Gruppen fühlen sich nicht gesehen. Dagegen helfe die Stärkung der Familien, der Vereinsstrukturen und der Begegnungsorte. Demokratie braucht Begegnung, Austausch und Miteinander. Demokratie braucht Orte der Kulturellen Bildung!
Die Kulturpädagogischen Facheinrichtungen wurden nach der Corona-Krise verzweifelt gerufen, weil Kinder und Jugendliche
enorme Defizite hatten – physisch wie psychisch. Sie wurden gerufen, als viele Geflüchtete zu uns kamen, um die Menschen
aufzufangen. Dies zeigt klar und deutlich: Kulturelle Bildung ist kein Nice-to-have – sie ist ein Muss. In diesem Bereich zu
kürzen ist fahrlässig und zu kurz gedacht.
Köln, den 25.11.2024
Weitere Informationen:
zu den betroffenen Kulturpädagogischen Facheinrichtungen gehören:
– JFC Medienzentrum — www.jfc.info
– Jugendkunstschule Rodenkirchen — www.jugend-kunstschule-rodenkirchen.de
– Kölner Spielecircus — www.spielecircus.de
– Kölner Spielewerkstatt und Malraum — www.spielewerkstatt.de
– LATIBUL Theater- & Zirkuspädagogisches Zentrum Köln — www.latibul.de
– MuKuTaThe Werkstatt für Musik, Kunst, Tanz, Theater — www.mukutathe-werkstatt.de
– Offene Jazz Haus Schule — www.jazzhausschule.de
– ROOTS & ROUTES Cologne — www.rrcgn.de
– Theater ImPuls — www.theaterimpuls.de
Die elf Kulturpädagogischen Facheinrichtungen wurden 2024 von der Stadt Köln mit 1.415.000 Euro gefördert. Die Streichung der 10 genannten halben Stellen bedeutet eine Kürzung je nach Träger zwischen 28% und 50%. Die dann verbleibenden geförderten 13,5 Personalstellen in Höhe von jeweils 62000,- Euro (AGBrutto) pro Jahr wurden seit Jahren nicht erhöht und haben auch keine Tarifkostensteigerungen mit eingepreist. Sie decken inzwischen nur noch einen Bruchteil der realen Ausgaben ab.
Kontakt:
Christoph Horstkotte | Sprecher der Kulturpädagogischen Facheinrichtungen
c.horstkotte@spielewerkstatt.de | Tel: 0221/9765725 Mobil: 0177/ 2371089
Eva Adorjan | stellv. Sprecherin der Kulturpädagogischen Facheinrichtungen
e.adorjan@latibul.de | Tel: 0170/ 7329259