Straßenfest 40 Jahre Kölner Spielecircus

Straßenfest 40 Jahre Kölner Spielecircus

von Alex Greiner

Straßenfest 40 Jahre Kölner Spielecircus

Wir laden ein zur Geburtstagefeier 40 Jahre Kölner Spielecircus.

Großes Kinder- und Familienfest
Sonntag, 13. August 2023, 11:00 – 17:00 Uhr, Am Wassermann 5, Köln-Vogelsang

Das Programm:
Ab 11:00 Uhr zeigen Kinder unserer Zirkusschule ihre Kunststücke. Gleichzeitig starten die artistischen Workshops und Spielaktionen für alle Kinder und Familien.
Es gibt: Akrobatik, Balancieren, Jonglieren, Luftartistik, Feuer- und Fakirkünste und jede Menge Spiel und Spaß.
Um 12:00 Uhr freuen wir uns auf die Begrüßungs-Show mit Kölner Nachwuchsartist*innen.
Ohne Pause geht es weiter mit bunten Mitmachaktionen und sensationellen Show-Acts von Künstler*innen aus 40 Jahre Kölner Spielecircus.
Ab 15:30 Uhr fiebern wir gemeinsam dem Höhepunkt des Festes entgegen. Denn dann startet die große Zirkus-Gala mit Ehrengästen.
Getreu unserem Motto „Mitmachen und Mitlachen!“ werden alle kleinen und großen Zirkusgäste diesen Festtag in besonderer Erinnerung behalten.
Für Speisen und Getränke ist gesorgt.

Wir freuen uns auf Euren Besuch!
Herzliche Grüße, das Team des Kölner Spielecircus e.V.

 

40 Jahre Kölner Spielecircus

1983 bis 2023: Wie alles anfing - wo wir heute sind

Ein geschichtlicher Abriss von Heiner Kötter

1983 - Student*innen der Fachhochschule Köln für Sozialarbeit und Sozialpädagogik machten eine Exkursion im Rahmen des Seminars „Alternativen zum und im Sozialstaat“ nach Berlin. Inspiriert vom UFA-Zirkus und der dort gelebten Idee von „Zusammenleben und Arbeiten“ wollten wir in Köln ein ähnliches Projekt realisieren. Ab Mitte Januar 1983 festigte sich die Idee des Mitmach-Zirkus, einer Mischung aus Zirkus- und Spielpädagogik.

Unser erster Treffpunkt waren die Räume einer Hausaufgabenbetreuung im Belgischen Viertel. Im Mai 1983 folgte als neuer Standort, ein altes Hinterhaus am Ubierring 25. Dort konnten die wöchentlichen Treffen zur Konkretisierung und Konzeption unseres Alternativprojektes mit zunächst ca. 30 Studierenden abgehalten werden.
Parallel trainierten wir autodidaktisch die ersten artistischen Elemente in der Turnhalle des „Club 68“ am Hohenzollernring. Bei allem anfänglichen Unvermögen war dennoch klar: Mitmachen und Mitlachen sollte die Devise sein. Erst sollten die Kinder bei unserem Programm zuschauen, dann in Workshops alles selbst ausprobieren – eine gemeinsame Mitmach-Show sollte das große Finale sein.
Wir entwickelten Bühnenfiguren wie „Pyromana Feuriosa“, „Schabronski“ und „Dabronski“, den „Eierjäger“, „Kamel Engelbert“ und die „Kistenträger“. Anspruchsvollere Akrobatik als die legendäre „Stern-Akrobatik“ kam erstmal nicht zustande.

Die für den Sommer 1983 anvisierte Zirkus-Tournee erfuhr Starthilfe durch das Jugendamt Siegburg. Hier erhielten wir die ersten Engagements. Auch in Köln bekamen wir sechs Auftritte im Rahmen von Ferienspielen. Das Team von 24 Akteuren war nun unterwegs mit Trecker, Zirkuswagen und einem Lkw für das umfangreiche Zirkus- und Spielmaterial. Die erste Tournee mit insgesamt 26 Auftritten hatte großen Erfolg, so dass fast alle Lust verspürten weiterzumachen.
Der Frage nachgehend, „Was machen wir eigentlich im Winter?“, wurde die Idee der Stunksitzung geboren, eine Sitzung aus Kabarett und Persiflagen auf den traditionellen Karneval. Im Sommer Kinderzirkus und im Winter Stunk statt Prunk, die Stunksitzung eben.

1984 - Das Programm wurde weiterentwickelt. Den Salto hat nie jemand beherrscht. Stattdessen probten wir Zirkusnummern, in denen für Kinder erlebbare Geschichten erzählt wurden.
Mit nun 15 Akteuren spielten wir 50 Auftritte von Düsseldorf bis Wiesbaden.
Im Herbst erfolgte der Umzug vom Ubierring in einen Vierkanthof in Immendorf.

Das erste Plakat des Spielecircus 1984
Das erste Plakat des Spielecircus aus dem Jahr 1984

1985 - Einige hatten das Studium beendet, so dass die Berufsfrage näher rückte. Neun Akteur*innen bildeten nun das Ensemble des Kölner Spielecircus. Es wurden erstmalig ein Gehalt vereinbart und professionelle Prospekte gedruckt, die an Jugend- und Kulturämter verschickt wurden. Trecker und Zirkuswagen wurden gegen zwei Transporter für die neun Akteure und das Equipment ausgetauscht. Von Mai bis Oktober konnten 72 Auftritte gespielt werden.

Der erste Flyer des Spielecircus 1985
Der erste Flyer des Spielecircus 1985

1986 bis 1988 - Die Anzahl der Engagements konnten wir schrittweise auf 120 erhöhen. Das Team von neun Akteur*innen blieb konstant und professionalisierte sich. Die Aufgaben wurden neu strukturiert. Jetzt gab es Strukturen für Buchhaltung, Werbung und Organisation. Wir richteten eine Werkstatt für Kostüme ein und eine Regisseurin trainierte mit uns in dem als Trainingsraum umgebauten Kuhstall.
Vom Kulturbüro NRW wurde der Kölner Spielecircus alljährlich als Kindertheater des Monats ausgewählt. Das bedeutete 20 Engagements von Bonn bis Dortmund.
Die Grünen zogen 1984 in den Stadtrat der Stadt Köln ein. Auf ihre Initiative hin wurden Gelder für die kulturpädagogische Arbeit mit Kindern und Jugendlichen bewilligt. Zusammen mit anderen Vereinen gründen wir die KKK, die Kölner Kulturkooperative. Es entstanden erste Konzepte für Zirkusprojekte in den Einrichtungen der offenen Kinder- und Jugendarbeit.

Der Flyer für Jugend- und Kulturämter im Jahr 1986
Der Flyer des Spielecircus für Jugend- und Kulturämter im Jahr 1986

1988 - Der Umzug von Immendorf zurück in die Stadt erfolgte. In Ehrenfeld (Wissmannstraße) konnten wir eine alte Fabrik mit 600 qm mieten und mit viel Eigenleistung für unsere Zwecke umbauen.
Wir gestalten das erste Zirkusprojekt an der Förderschule Lernen am Thymianweg in Köln-Höhenhaus.
Trotz vieler erfolgreicher Zirkusauftritte zeichnete sich nach sechs Jahren das Ende dieser gemeinsamen Zeit ab. Es wurde Zeit für Veränderungen, damit mehr Kreativität möglich wurde. Die Interessen gingen auseinander. Ende 1988 beschlossen wir das Ende der alljährlichen Zirkustourneen. Es entstanden neue Projekte und Vorhaben in den Bereichen Kabarett, Comedy, Kinder- und Jugendtheater und der Stunksitzung.
Zwei Akteure entschieden sich, den Kölner Spielecircus weiterzuentwickeln.

Die Artisten des Kölner Spielecircus treffen sich zum Abendmahl am Kölner Dom
Die Artisten des Kölner Spielecircus treffen sich zum Abendmahl am Kölner Dom

1989 - Josef und Heiner wagten den Neustart des Kölner Spielecircus getreu dem Motto „Mitmachen und Mitlachen“. Glückliche Zufälle führten zunächst zum Einstieg in die Lehrerfortbildung mit dem Thema: „Manege frei, wir sind dabei!“ Lehrer*innen in ganz NRW erlebten in dreitägigen Seminaren, wie Zirkus in der Schule in Projektform umgesetzt werden kann. Weitere spielpädagogische Themen folgten.
Gleichzeitig entwickelte sich die kulturpädagogische Projektarbeit mit den Fördermitteln aus dem Etat der Stadt Köln (KKK).
Wir lernten die Zusammenarbeit mit fahrenden Zirkusfamilien kennen. Für „Mehr Zeit für Kinder“ waren wir bundesweit mit großen Zirkuszelten und Wohnwagen unterwegs. Wir entdeckten einen Teil des traditionellen Zirkuslebens, übten erstmals am Trapez und den Seiltanz, schauten gebannt bei der Tierdressur zu und genossen am Abend die Manege als gemeinsames „Wohnzimmer“.
Das erste Kursprogramm der Zirkusschule startete im Dezember. Wir luden andere Künstler ein, die unsere Kompetenzen erweiterten.

Die ersten Workshops für die Weiterbildung unseres Teams
Die ersten Workshops für die Weiterbildung unseres Teams

1990 - Die „Como Brothers“ trainierten erstmalig mit uns. Wir erfuhren grundlegende Technik in der Akrobatik, die uns neue Dimensionen in der Partnerakrobatik eröffneten.
Die vielen neuen Kontakte führten zu neuen Möglichkeiten. Neue Künstler*innen kamen zunächst als Honorarkräfte in das Team des Kölner Spielecircus und konnten später in Festanstellungen übernommen werden.

Start der Zirkusschule mit artistischen Kursen für Kinder
Start der Zirkusschule mit artistischen Kursen für Kinder

Die Angebote des Spielecircus erweiterten sich nun stetig. Damit stieg auch unser Bedarf an fachkundigen Mitarbeiter*innen. Kontakte zur Sporthochschule Köln brachten neue Kolleg*innen in unser Team.
Von nun an boten wir Workshops für Pädagog*innen, Erzieher*innen, Jugendgruppen an.
Die Zirkusauftritte belebten wir neu mit unterschiedlichen Teams. Zirkus-Projektwochen in Förderschulen und Grundschulen weiteten sich aus.

Aus einer losen Übungssammlung entsteht das Buch Circusspiele für Multiplikatoren in Schule und Freizeit
Aus einer losen Übungssammlung entsteht das Buch Circusspiele

1993 - Unser weihnachtliches Zirkustheater feierte Premiere. Titel: „Angelo Luzifero, ein Weihnachtsengel stürzt ab“, zunächst in der Halle in Ehrenfeld, dann im Volksgarten im großen Zirkuszelt. In dem Stück erzählten wir die Geschichte von einem Engel mit einem gebrochenen Flügel.

1996 - Erstmalig fanden Ferienangebote in den eigenen Räumen statt.

2003 - Das 20-Jahre-Jubiläum feierten wir mit einer Festwoche im großen Zirkuszelt. Wir luden Schulen und Freizeitgruppen zu Workshops ein und beendeten jeden Tag mit einer Zirkus-Show.

2008 - feierten wir erneut, dieses Mal das 25-Jahre-Fest. Dazu sperrten wir die Wißmannstraße mit Fähnchen und öffneten mehrere Manegen und Spielangebote. Es kamen mehr als 1000 Gäste.

Wir feiern 25 Jahre Kölner Spielecircus
Wir feiern 25 Jahre Kölner Spielecircus

2009 und folgende … - Wir bauten die Stadtteilarbeit in Ehrenfeld und Chorweiler auf.
Ein neuer Schritt wurde gewagt. Die theaterpädagogische Projektarbeit nach den Vorlagen von Jim Knopf und Ronja Räubertochter startete in Grundschulen.
Für den Kindergarten-Bereich entwickelten wir altersgerechte Zirkusangebote.
Neue Angebote für weiterführende Schulen mit dem Thema „Eine starke Klasse“ kamen hinzu.
Wir überarbeiteten das Konzept des Weihnachtstheaters. Ab jetzt gingen wir mit verschiedenen Stücken, bei denen einzelne Schüler*innen mitspielen konnten, in Grundschulen.

2013 – Das Team der Angestellten wuchs auf 10 Personen. Die Räume in Ehrenfeld wurden zu eng und ließen keine Entwicklungen mehr zu.

2015 – Wir zogen in neue Räume in Köln-Vogelsang. Hier konnten wir wieder neue Perspektiven entwerfen. Eine moderne Zirkus-Trainings-Halle, Probenraum, Werkstätten und ausreichend Büroräume und Lagerflächen standen uns jetzt zur Verfügung.

Die Kurs- und Ferienangebote konnten wir umfassend weiterentwickeln.
Inklusion: Die Kurs- und Ferienangeboteangebote in unserem Haus boten wir zunehmend für Kinder mit und ohne Behinderungen an. Integrative Projekte mit geflüchteten Kindern und Jugendlichen entwickelten sich in Zusammenarbeit mit dem Jugendamt der Stadt und dem DRK.
Kindeswohl: Das Team des Kölner Spielecircus diskutierte und entwickelte ein Schutzkonzept und verpflichtete sich, an diesem stetig weiterzuarbeiten und dieses in der Praxis umzusetzen.
Die Projektarbeit im außerschulischen Bereich, vorrangig in sozialen Brennpunkten, wurde ausgebaut.

Einige Kurs- und Ferienangebote für Kinder richten wir inklusiv aus.
Einige Kurs- und Ferienangebote für Kinder richten wir inklusiv aus.

2020 bis 2022 – Die Corona-Pandemie stellte alles auf den Kopf. Begegnungen zwischen Menschen durften nur sehr begrenzt stattfinden. Fast wöchentlich fanden die Online-Sitzungen mit dem Jugendamt zu den neuen Corona-Schutz-Verordnungen statt. Dann wieder die Frage: Was geht überhaupt noch? Eigentlich nichts.
Wir beantragten Kurzarbeitergeld und Corona-Hilfen. Wir beantragten Fördergelder bei Stiftungen und beim Bund.
Ein Antrag „Zukunft gestalten“ wurde bewilligt. Jetzt konnten wir zwei Mitarbeiter als Filmteam qualifizieren, das ab sofort die Kursangebote für Kinder streamte und Tutorials erstellte.
Ein Zirkuszelt von 22 m wurde angeschafft und bot in der Zeit der Pandemie eine gelungene Alternative zu geschlossenen Räumen. Hier konnten bei geöffneten Zeltwänden Projekte und Aufführungen mit begrenzter Personenzahl stattfinden.
Wir konzipierten immer wieder neue corona-konforme Projekte. Wir arbeiteten mit Kindergruppen mit festen Teilnehmerzahlen.
Im Sommer 2022 entfielen alle Corona-Regeln. Ab den Sommerferien waren wir wieder voll ausgelastet. Bis zum Jahresende arbeiteten alle fast pausenlos. Drei neue Mitarbeiter*innen wurden angestellt. Der Bedarf an kulturpädagogischen Projekten in der Kinder- und Jugendarbeit hat im Nachgang der Pandemie erheblich zugenommen. Das Team zählte nun 17 angestellte und ca. 30 freie Mitarbeiter*innen.

2023 – Der Kölner Spielecircus feiert das 40-Jahre-Fest am 13. August 2023 und lädt dazu alle kleinen und großen Zirkusfans ein.

Danksagung:
Das heutige Team des Kölner Spielecircus bedankt sich herzlich bei allen, die in den vergangenen 40 Jahren den Kölner Spielecircus aufgebaut, weiterentwickelt und begleitet haben. Wir freuen uns auf ein großes gemeinsames Fest!

„Wir freuen uns auf ein Wiedersehn in der Manege!“
„Wir freuen uns auf ein Wiedersehn in der Manege!“

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